Das Wort zum Samstag
Aus Liebe zur Wahrheit, ist das heutige Wort zum Samstag: Wahrheit – सत् Sat.
Für das Wort Wahrheit gibt es im Sanskrit, wie könnte es anders sein, viele Übersetzungen. Es gibt ja eben verschiedene Konzepte von Wahrheit, beispielsweise von relativer und absoluter Wahrheit.
Sat सत् ist eine Übersetzung des Wortes Wahrheit, es bezeichnet das Seiende, das was Wahr ist.
Sat steht für seiend, daseiend, vorhanden, anwesend; stattfindend, sich ereignend; echt, recht, wirklich, gut, wahr; das Seiende, Wirkliche, ein reales Ding, die reale Welt; etwas Gutes, Ersprießliches; Wahrheit; die höchste Wahrheit, das Absolute – सत् Sat.
Die Buchstaben सत् Sat
स – Sa
त् – t
Der letzte Buchstabe beinhaltet ein Virama. Das Zeichen in Form eines Striches unter einem Konsonanten, zeigt die Abwesenheit eines kurzen a (अ) eines Konsonanten an. Ein Virama vermindert beispielsweise das क ka zu einem क् für k. Und das त ta zu einem त् für t, wie in Sa-t.
Sat als Teil von Sat-sang
Das Wort Sat finden wir auch im Wort Satsang. Von sat = wahr und sanga = Umgang, Gemeinschaft oder im Kontext: „gemeinsame Wahrheit“. Satsang bezeichnet im Yoga ein Zusammensein von Menschen, welche in Gemeinschaft die Wahrheit zu ergründen suchen. Ein Zusammensein von Menschen, die durch gemeinsames Hören, Reden, Nachdenken und Versenkung in die Lehre nach Wahrheit streben. Besonders im Advaita Vedanta gilt es als notwendig, dass man die als Wahrheit bezeichnete Lehre hört und sie reflektiert.
Besuch in der Lutherstadt Wittenberg
Inspiriert vom Besuch in der Lutherstadt Wittenberg habe ich mich für das Wort Wahrheit entschieden. In Wittenberg soll Martin Luther am 31.Oktober 1517 seine revolutionären 95 Thesen mit folgenden einleitenden Worten veröffentlicht haben:
“Aus Liebe zur Wahrheit und in dem Bestreben, diese zu ergründen, soll in Wittenberg unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Vaters Martin Luther, Magisters der freien Künste und der heiligen Theologie sowie deren ordentlicher Professor daselbst, über die folgenden Sätze disputiert werden. Deshalb bittet er die, die nicht anwesend sein und mündlich mit uns debattieren können, dieses in Abwesenheit schriftlich zu tun. Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, Amen.”
Luther hat die Thesen also nicht als Wahrheit verkündet, und sie zum löffeln angeboten. Sondern er wollte, dass die Menschen in Wittenberg und anderswo darüber diskutieren. Der Wunsch Luthers die Wahrheit im Meinungsaustausch mit anderen gemeinsam zu ergründen, erinnert an den Satsang-Gedanken im Yoga. Klingt für mich, wie der Weg eines Jnana Yogis.
Auf der Suche nach der Wahrheit, will Luther das zum Beispiel diese These diskutiert wird:
Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht “Tut Buße” usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.
Wer mit mir darüber disputieren will, kann mir gern schreiben. Das deutsche Wort Buße ist sprachlich übrigens auch sehr interessant. Es ist mit baß verwandt, was soviel bedeutet wie „besser“ und ursprünglich auch „Nutzen, Vorteil“ bedeutete.
Wittenberger Writing’s on the Wall
Wittenberg ist übrigens voller schöner Wandgemälde, welche sich hervorragend in das historische Stadtbild einfügen.
Dieses schönes Bild kommt mit dem Spruch: “Sie heißen Geduld und Zuversicht und ihr Schicksal liegt in meinen Händen. ” Im Hintergrund sieht man die Marktkirche in Wittenberg St. Marien, welche als die Mutterkirche der Reformation bezeichnet wird, wo Luther über 200 Predigten gehalten haben soll.
Es war sehr inspirierend an der Stelle zu Sein, wo Martin Luther vor einem halben Jahrtausend im Jahr 1517 die 95. Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg veröffentlichte und wirkte.
Luther hatte seinerzeit darauf aufmerksam gemacht, dass die Geldzahlungen an die Kirche, die Ablasszahlungen zur Vergebung der Schuld unwirksam sind. Seine Botschaft war, dass der Glaube des einzelnen Menschen entscheidend ist. Das war eine Revolution. Seine Leeren haben die vorherrschenden Machtverhältnisse dieser Zeit verändert. Dieses Video erklärt die Reformation für Einsteiger: